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Back to Job: Modellprojekt Patenschaften

Zwei Jahre lang war Nadine Arendt ohne Job – dank eines Modellprojektes des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen könnte sich das bald ändern. In der Großwäscherei Ullmer in Schmalkalden empfiehlt sie sich derzeit an einer Heißmangel für eine feste Vollzeitstelle.  „Menschen mit längeren Brüchen in der Erwerbsbiografie haben es schwer wieder in ein Unternehmen hereinzukommen“, weiß Jürgen Pfeiffer vom Kommunalen Jobcenter des Landkreises. Er betreut das Projekt „Patenschaften“. Der studierte Sozialpädagoge Pfeiffer ist für die langzeitarbeitslosen Teilnehmer so etwas wie der Türöffner. Er kennt Kunden und Unternehmen, sucht die gemeinsamen Nenner. Er ist der Schlüssel zum Vorstellungsgespräch und im Erfolgsfall zu einer aussichtsreichen Bewährungsprobe.

Während der dreimonatigen Testphase wird den Projektteilnehmern im Unternehmen ein sogenannter Pate zur Seite gestellt – ein Mitarbeiter des Unternehmens, der die ersten Schritte im  Unternehmen begleitet, Arbeitsabläufe erklärt und Ansprechpartner bei Fragen und Problemen ist. Bei Bedarf kann diese Begleitung bis zu einem halben Jahr verlängert werden. Um diese Kapazitäten in den Unternehmen zu schaffen, erhalten diese einen Zuschuss von bis zu 250 Euro pro Monat und Teilnehmer. Die Kandidaten des Jobcenters wiederum erhalten einen Motivationsanreiz von 100 Euro pro Monat zusätzlich zum SGB-II-Regelsatz. Nach Ablauf der drei Monate entscheiden die Unternehmen über eine Einstellung.

Bisher konnte das Kommunale Jobcenter über das Projekt 13 Arbeitslosen den (Wieder)-Einstieg in die Arbeitswelt ermöglichen. Die Vermittlungsquote liegt damit bei etwa 50 Prozent.

„Dafür haben wir dieses Konzept entwickelt. Unsere Kunden haben Potenzial und bei entsprechendem Engagement auch eine sehr realistische Perspektive“, sagt Landrat Peter Heimrich. Er könnte sich durchaus vorstellen, dass das Pilotprojekt des Landkreises thüringen- oder gar bundesweit Nachahmung findet. Ziel sei es nicht nur, Menschen mit größeren Lücken im Erwerbsleben wieder in Lohn und Brot zu bringen, sondern gleichzeitig auch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

„Wir begrüßen das Projekt ausdrücklich. Das Zauberwort heißt aus unserer Sicht Betreuung“, sagt Ullmer-Geschäftsführer Stephan Ullmer-Kadierka und meint damit die Begleitung durch Projektkoordinator Jürgen Pfeiffer. Man stehe in engem Kontakt und könne so schnell reagieren, wenn es Probleme gibt.

Die Ullmer Wäscherei, die in diesem Jahr ihr 25-Jähriges Jubiläum feiert, gehört mit 150 Beschäftigten am Standort zu den größten Arbeitgebern in der Fachwerkstadt. Zehn Prozent der Mitarbeiter haben ein Handicap und auch beim Projekt des Kommunalen Jobcenters zeigte sich der Textilservice für Einrichtungen des Gesundheitswesens, Hotellerie oder Pflegeinrichtungen sehr offen. Eine 52-jährige Schmalkalderin kam via „Patenschaften“ bereits in ein festes Anstellungsverhältnis bei Ullmer. „Es ist in unserer Gesellschaft leider häufig so, dass Menschen zu früh abgestempelt werden“, sagt Geschäftsführer Ullmer-Kadierka. „Entscheidend ist aber immer die Einstellung: Wenn jemand will, ist eigentlich alles möglich.“

Nadine Arendt macht die Arbeit Spaß. Sie komme gut zurecht und habe ein gutes Gefühl, was ihre weitere Perspektive im Unternehmen angeht, sagt sie. Auch Geschäftsführer Ullmer-Kadierka und Betriebsleiter David Wolfsdorf stellen der 24-Jährigen ein gutes Zeugnis für die bisherige Arbeit aus. Ob sie eingestellt wird, entscheidet sich Anfang Mai.

Foto: Sie führte das Modellprojekt „Patenschaften“ zusammen: Ullmer-Geschäftsführer Stephan Ullmer-Kadierka (v.l.), Jürgen Pfeiffer vom Kommunalen Jobcenter, Projektteilnehmerin Nadine Arendt und Betriebsleiter David Wolfsdorf in der Großwäscherei Ullmer in Schmalkalden.