Schecks für die Tafeln: Dieter Weiprecht (Tafel Meiningen, v.l.), Katrin Schneider (Tafel Zella-Mehlis, 2.v.l.), und Karola Leyh (Tafel Schmalkalden 4.v.l.) freuen sich über Spenden von je 1.000 Euro aus dem Spendenetat der Rhön-Rennsteig-Sparkasse und je ein PrachtGame als Weihnachtsgeschenk – übergeben von Landrätin Peggy Greiser (3.v.l.). Für die Sparkasse wohnte Kommunikationschef Felix Hübner (2.v.r) dem Termin bei. Die gebürtige Ukrainerin Lesya Lange (r.) aus der Ausländerbehörde des Landratsamtes stand den Tafeln in diesem Jahr als Ansprechpartnerin für die Ukrainehilfe zur Verfügung.
Energiekosten und steigende Preise für Lebensmittel – die Folgen der Inflation bekommen auch die Tafeln in der Region immer deutlicher zu spüren. Immer mehr Menschen sind auf die Unterstützung der Ausgabestellen angewiesen. Landrätin Peggy Greiser hat deswegen auch in diesem Jahr die drei Tafel im Landkreis Schmalkalden-Meiningen mit Mitteln aus dem Spendenetat der Rhön-Rennsteig-Sparkasse bedacht. Die Landrätin ist hier von Amts wegen aktuell stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende. Für die Sparkasse nahm Felix Hübner, Leiter Kommunikation, am Termin teil. Die Tafeln in Meiningen, Schmalkalden und Zella-Mehlis erhielten je 1.000 Euro. „Vielleicht noch nie waren so viele Menschen darauf angewiesen, aus Geldnot Lebensmittel über die Tafeln zu beziehen. Die Tafeln waren noch nie so wichtig wie heute. Das ist eine traurige Entwicklung. Für Ihre wichtige ehrenamtliche Arbeit kann man Ihnen und Ihren Helfern gar nicht genug danken“, würdigte die Landrätin.
Bei Kaffee und Stollen tauschte sich die Landrätin mit den Leiterinnen und dem Leiter der Einrichtungen über die aktuelle Situation aus. Wichtig: In allen drei Tafeln werden händeringend ehrenamtliche Helfer gesucht. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges habe es einen rasanten Anstieg der Bedürftigen durch Flüchtlinge in der Ukraine gegeben, berichtete etwa die Leiterin der Schmalkalder Tafel, Karola Leyh. „Die Zahl an Bedürftigen war noch nie so hoch, auch nicht in der ersten Flüchtlingskrise. Zeitweise reden wir fast über eine Verdreifachung“, sagte sie. Man habe sogar einen Aufnahmestopp für ukrainische Neukunden veranlassen müssen, da ein deutliches Missverhältnis im Vergleich zu deutschen Bedürftigen entstanden sei. Im Dezember versorgte die Schmalkalder Tafel 250 Haushalte davon 85 deutsche Haushalte und 118 ukrainische Haushalte, hinzukommen Flüchtlingshaushalte aus weiteren Nationen.
Verschiedene Maßnahmen
Mit verschiedenen Maßnahmen versuchte die Schmalkalder Tafel der Lage Herr zu werden. Ausgabezeiten wurden verlängert, dazu halbe Dienste für die Helfer angeboten, um die anstrengende Arbeit zu dosieren; auch jede Menge Öffentlichkeitsarbeit zu den Problemen leitesten die Tafelmitarbeiter und entwickelten die Idee einer „grünen Kundenkarte“ für Ukrainer, die aufgrund des Aufnahmestopps eingeführt wurde. Lebensmittel, die bei der regulären Ausgabe übrigbleiben, können im Anschluss damit abgeholt werden. Gleichzeitig sei man damit auf einer Art Warteliste für die reguläre Tafelausgabe. Unter den Ehrenamtlichen könne man zwar regelmäßig Neuzugänge verzeichnen, häufig ältere Frauen, die direkt aus dem Berufsleben kämen, aber man könne immer helfende Hände gebrauchen, so Leyh. „Einige Helfer kommen zwei- bis dreimal und merken dann, dass die Arbeit anstrengend ist und kommen nicht wieder“, bedauert Leyh und würde sich hier mehr Ausdauer wünschen. Die Spendengelder wollen die Schmalkalder für die Wintertafel einsetzen. „Es ist sehr aufwendig, diese über die Wintermonate zu betreiben“, sagte die Tafelchefin.
Warteliste auch in Meiningen
Die Meininger Tafel setzt die 1.000 Euro ebenfalls für den normalen Betrieb ein. Ende 2021 versorgte die Ausgabestelle in der Kreisstadt 200 Haushalte, aktuell sind es 240. Es musste daher eine Warteliste eingeführt werden. Darauf stehen momentan 50 weitere Bedarfsgemeinschaften, die sukzessive abgearbeitet werden. Dafür, dass all diesen bedürftigen Menschen geholfen werden kann, sorgen 30 ehrenamtliche Helfer inklusive Fahrer. „Die Helfer sind von morgens bis abends da, für sie sind es oft sehr lange Tage“, berichtet Tafel-Leiter Dieter Weiprecht. Ein großes Dankeschön gehe an alle Märkte, Bäckereien und Partner, die jeden Tag angefahren werden. Allein in Meiningen sind es aktuell 18 Filialen, die Lebensmittel spenden. Allerdings beobachtet Weiprecht einen zunehmenden Warenrückgang. „Einige Märkte verkaufen ihre Lebensmittel stringenter als früher“, erzählt Weiprecht. Zum Beispiel werden faire Tüten mit nicht mehr ganz perfektem Obst und Gemüse oder Waren in den Abendstunden zu reduzierten Preisen angeboten. „Das ist auch richtig, die Märkte müssen enger kalkulieren.“ Und es sei schließlich auch das Ansinnen aller Tafeln, dass Nahrungsmittel nicht verschwendet werden und auch Menschen, etwa im SGB II, die nicht bei den Tafeln beziehen, Zugang zu günstigen Lebensmitteln haben. Seine Schmalkalder „Kollegin“ Leyh warf hier ein, dass nicht nur der Einzelhandel, sondern natürlich auch Privatpersonen Lebensmittel an die Tafeln spenden können, die zu viel gekauft oder beispielsweise geerntet wurden. Dies wäre eine große, zusätzliche Hilfe.
Keine Vollversorger
Der Meininger Tafel-Leiter Weiprecht machte auch noch mal deutlich, dass die Tafeln keine Vollversorger seien, sondern das, was die Gesellschaft nicht mehr leisten kann, ausgleichen wollen. „Dieser Irrglaube ist anfangs vermehrt bei Ukrainern aufgetreten.“ Weiprecht betonte aber auch, dass sich ukrainische Kunden stets sehr benehmen, mit wenigen Ausnahmen, die es auch bei deutschen Kunden gäbe.
Auf die Situation mit den vielen ukrainischen Flüchtlingen haben sich die Tafeln eingestellt: In Meiningen unterstützt eine ukrainische Dolmetscherin vor Ort bei der Ausgabe. In Schmalkalden hilft seit dem Sommer ein ukrainischer Student aus, der auch bei Diskussionen rund um den Aufnahmestopp erklären und vermitteln kann. In der Tafel Zella-Mehlis wurden viele Aushänge in ukrainischer Sprache erstellt und ausgelegt, zudem übersetzt im Kleiderlädchen eine ukrainische Aushilfe bei Bedarf. Aktuell acht Ehrenamtliche versorgen in der Ruppberg-Stadt mittlerweile 84 Haushalte. In Zella-Mehlis sind es aber weniger ukrainische Bedürftige, die zur Tafel gehen, sondern größtenteils einheimische Senioren, zumeist alleinstehende ältere Frauen mit zu geringer Rente.
Der neue Träger Talisa hatte die Zella-Mehliser Tafel im November 2021 übernommen. „Wir haben das Gefühl mittlerweile angekommen zu sein“, sagte Talisa-Regionalleiterin Katrin Schneider. Aktuell sei man auf der Suche nach einem größeren Objekt, in dem Kleiderstelle und Lebensmittelausgabe unter einem Dach vereint sind. „Wir wollen so Synergien schaffen und Kosten sparen“, sagte Schneider. Es müsse sich aber rechnen, da man keine Fördermittel, wie die eigentlichen Tafeln, beziehe. Aktuell wird in der Ruppberg-Stadt dringend ein Fahrer gesucht, da momentan nur eine Helferin aus Hildburghausen aushilft und die Fahrten abdecke. Die Spendenmittel werden in Zella-Mehlis auch für den Fahrdienst eingesetzt, der wegen gestiegenen Tank-Kosten aktuell sehr kostenintensiv sei.
Wer Geld oder Lebensmittel für die drei Tafeln im Landkreis spenden oder sich als ehrenamtlicher Helfer engagieren möchte, kann wie folgt Kontakt zu den Tafeln aufnehmen:
Tafel Meiningen – Leiter: Dieter Weiprecht
Öffnungszeiten:
Montag von 13 Uhr bis 14:30 Uhr,
Mittwoch von 13:30 Uhr bis 15 Uhr und
Freitags von 13:30 Uhr bis 15 Uhr
in KW 52 geschlossen
Tel.: 03693/89260-72
E-Mail: tafel@sozialwerk-meiningen.de
Tafel Schmalkalden – Leiterin: Karola Leyh
Öffnungszeiten:
Mittwoch + Freitag von 15 Uhr bis 18 Uhr
auch in KW 52 geöffnet
Tel: 03683/603931
E-Mail: kasl.dw.schmalkalden@ekkw.de
Tafel Zella-Mehlis – Regionalleiterin: Katrin Schneider
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag von 14 bis 16 Uhr
in KW 52 geschlossen
Tel. 03682/4696720
E-Mail: ign-hildburghausen@t-online.de