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Ein echter Schweinehund

Die Geheimwaffe im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat rötlich-braunes Fell und vier Pfoten: Nelli, ein ungarischer Vorstehhund mit dem richtigen Riecher für verendete Wildschweine. Der dreijährige Vierbeiner ist Thüringens erster und bislang einziger ausgebildeter Schwarzwild-Kadaversuchhund. Warum dessen Kernkompetenz so wichtig ist? Bricht die Afrikanische Schweinepest aus, wird im betroffenen Gebiet eine größere Waldfläche gesperrt. Eine Kernzone mit einem Radius von mindestens drei Kilometern wird dann zuerst durchstreift, um weiteres Fallwild aufzuspüren und möglichst schnell und effizient zu bergen, damit sich das für Schwarzkittel stets totbringende Virus nicht weiterverbreitet.

Großangelegte Übung

Genau dieser Aspekt stand im Mittelpunkt der zweiten großangelegten Übung im Landkreis unter Regie des Landratsamtes – genauer gesagt, des Fachdienstes Veterinär- und Lebensmittelüberwachung sowie Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst und der Jagdbehörde. Mit Teilnehmern vom ThüringenForst, dem Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV), der Bundeswehr sowie von Vertretern der Kommune, der örtlichen freiwilligen Feuerwehr und ehrenamtlichen Helfern wurde ein größeres Waldgebiet bei Wasungen durchkämmt. Die Aufgabenstellung an die 45 Einsatzkräfte: So schnell wie möglich potenzielle Wildschweine im Dickicht aufspüren und bergen. Zwei Menschenketten durchstreiften dazu eng gestaffelt das Unterholz mäanderförmig, inklusive Aufzeichnung und Übertragung der GPS-Daten zur Einsatzzentrale. Das Veterinäramt hatte zuvor entsprechende Attrappen ausgelegt, Wildscheine auf Papier. Dazu begab sich ein Drohnenteam mit technischer Luftunterstützung auf die Suche nach Wärmepunkten, die in Form von Wärmflaschen im Wald platziert wurden. Diese Variante erscheint aber im Ernstfall aus der Luft gegriffen beziehungsweise nur eingeschränkt möglich, da im konkreten Fall eine Stromtrasse das Überfliegen einschränkte und bei höheren Außentemperaturen die Wärmepunkte unmöglich zu finden sind. Während Menschenketten und das Drohnenteam nach Attrappen suchten, hatte Jagdhund Nelli bald schon richtig Schwein. Das flinke Tier sollte auf den Taupunkt genau vom TLV aufgetaute echte Kadaver finden. Und da war Nelli wirklich sauschnell unterwegs. Über ein Bringsel am Halsband, das der Hund ins Maul nahm, signalisierte er Hundeführer Daniel Heydenblut vom Forstamt Schönbrunn zuverlässig jeden Fund. Per Funk kam das Signal an das Bergungsteam, das mit entsprechender Schutzkleidung, Kalkmilch zur Desinfektion und Bergungsschlitten anrückte, den Kadaver in einem Sack versiegelte und auf dem Pick-up aus dem Wald transportierte. Ein Hygieneteam desinfizierte die Einsatzkräfte und sogar die Fahrzeuge.

Afrikanische Schweinepest auf dem Vormarsch

„Die Gefahr, dass wir mit der Afrikanischen Schweinepest konfrontiert werden, ist mehr als real“, sagt Amtstierärztin Petra Hoffmann. Mittlerweile sei die für Haus- und Wildschweine stets totbringende Seuche auf 110 Kilometer an den Freistaat herangerückt. Bei rund 100 Schweinehaltungen im Landkreis und rund 64.000 Hausschweinen ein verheerendes Szenario. Käme es zum Ausbruch in einer Schweinehaltung, müssten alle Tiere des Betriebs getötet werden. Um dies zu verhindern ist es wichtig, dass im Ernstfall ein Rad ins andere Greife, um die Seuche schnellstmöglich einzudämmen. „Ich bin sehr beruhigt, dass alles so gut funktioniert hat – wir sind auf den Tag X vorbereitet“, sagte Amtstierärztin Petra Hoffmann. Alles sei professionell abgelaufen. Vizelandrätin Susanne Reum nahm vor allem den Freistaat in die Pflicht, da derzeit Nelli der einzige übers Sozialministerium beschaffte Kadaversuchhund für Schwarzwild sei. Ein zweiter soll demnächst ausgebildet werden. „Der Suchhund war bei der Übung äußerst effizient und hat bereits bei echten Einsätzen in Brandenburg zuverlässig Wildschweinkadaver gefunden. Das Thema ist brisant und wir müssen jetzt entscheiden, ob wir landkreisübergreifend eine Hundeausbildung anstreben oder ob wir uns gemeinsam mit dem Freistaat auf den Weg machen“, so Susanne Reum.