Das Landratsamt Schmalkalden-Meiningen zieht bisher ein positives Fazit zur Schulöffnung verbunden mit einer Schnellteststrategie und verschärfenden Hygienemaßmaßnahmen seit dem 22. März 2021. Das Infektionsgeschehen in den Einrichtungen liege trotz großflächiger Tests eher unter dem der vergangenen Wochen.
Insgesamt besuchten am Montag 4381 von möglichen 6463 Schülerinnen und Schüler den Präsenzunterricht (bis Klassenstufe 6), 2664 Schüler nahmen das freiwillige Testangebot an. Auch Schulen in freier Trägerschaft wurden mit Tests bedacht. „Die Schulöffnung war auch aufgrund der späten Zustimmung des Gesundheitsministeriums eine echte Herausforderung. Wir möchten uns daher bei allen Schulleitern, Lehrern, Eltern und Schülern sowie beim Schulamt bedanken, die an der erfolgreichen Rückkehr zum Präsenzunterricht einen großen Beitrag geleistet haben“, bedankt sich Peggy Greiser. Bei der Umsetzung der Teststrategie und der weiteren Maßnahmen leisteten Lehrer und Erzieher Großartiges. „Es geht in dieser schweren Zeit nur, wenn alle an einem Strang ziehen und pragmatische Lösungen suchen. Deswegen bin ich froh, dass so viele Beteiligte mithelfen und gewährleisteten, dass unsere Kinder endlich wieder Bildungsangebote erfahren und Eltern entlastet werden können.“
„Landrätin: Verständnis für Eltern“
Greiser weiß, dass die Entscheidung, bei einem hohen Inzidenzwert Schulen zu öffnen, alles andere als unumstritten war. „Ich habe in den letzten Tagen viele Briefe, E-Mails und Fragen am Telefon beantwortet. Und ich habe auch Verständnis für Eltern, die gesundheitliche Bedenken haben.“ Durch die Möglichkeit der Befreiung vom Unterricht durch einen formlosen Antrag bei der Schulleitung werde hier aber Rechnung getragen. „Die Ergebnisse der Tests mit bisher drei bestätigten PCR-Ergebnissen bei rund 2600 getesteten Schülern zeigen, dass wir uns nicht auf reine Inzidenzwerte verlassen dürfen, ohne die Basis der Gesamttests in einer Region zu betrachten. Wir testen viel und wir finden viel – es kann aber nicht sein, dass in Deutschland Regionen bestraft werden, die viel testen und dadurch Infektionsketten unterbrechen. Wir müssen weg von inzidenzbasierten Betrachtungen kommen und stattdessen Positivquoten ermitteln – also die Anzahl der positiven im Verhältnis zu den insgesamt durchgeführten Tests – nur so kann man das Infektionsgeschehen in einer Region realistisch ermitteln und bundesweit vergleichen – weil nur so die Dunkelziffer abschätzbar ist“, macht Greiser deutlich. Leider werde das aktuell von Bundesgesundheitsminister Spahn verhindert, weil Labore nicht verpflichtet werden, negative Testergebnisse mit entsprechender regionaler Zuordnung zu melden. Im Gegensatz etwa zu der Schweiz, wo täglich regionale Positivquoten gemeldet werden. „Deutschland ist Wirtschaftsmacht, aber beim Krisenmanagement leider ein Entwicklungsland mit großem Potenzial nach oben.“
Gleichzeitig wünscht sich die Landrätin, dass mehr Eltern ihre Kinder in der Schule, aber auch in den Kitas, wo der Landkreis ebenfalls Tests zur Verfügung gestellt hat, testen ließen. „Wir hätten uns sicherlich eine höhere Teilnahmequote gewünscht, weil dies auch nur fair gegenüber jenen ist, die sich beziehungsweise ihre Kinder testen lassen – und natürlich gegenüber dem pädagogischen Personal.“
Ab. 12. April Freistaat mit der Testung in Schulen und Kitas in der Pflicht
Man werde die Erfahrungen auch an den Freistaat spiegeln, der angekündigt hat, ab 12. April 2021, also nach den Osterferien, endlich seiner Pflicht nachzukommen und eine Schnellteststrategie an den Start zu bringen. „Wir haben jetzt nicht gefragt, wer zuständig ist, sondern haben pragmatisch zum Wohle unseres Bildungsstandortes gehandelt. Nun muss der Freistaat endlich liefern, nach den Osterferien läuft unser Schnelltestangebot aus, denn eigentlich sind wir hier gar nicht zuständig.“ In den Ferien stellt der Landkreis für die Ferienbetreuung in den Grundschulen und für die Kitas nochmals Lolli-Tests zur Verfügung.
Wenn die Testbereitschaft durchgängig niedrig sei, müsste auch der Freistaat über eine Testpflicht nachdenken, wie dies bereits in Sachsen der Fall sei. Dort habe das Sächsische Oberverwaltungsgericht das Vorgehen inzwischen bestätigt.
Testprozess wird ausgewertet
Gleichzeitig evaluiert das Landratsamt derzeit den Testprozess ausführlich. „Wir haben Rückmeldungen erhalten, dass an einigen Schulen manche Tests erst beim zweiten oder dritten Versuch funktioniert haben, hier müssen wir noch mal schauen, ob vielleicht eine Charge betroffen ist oder ob es vielleicht auch Anwendungsfehler gegeben hat. „Das kann passieren, weil wir ja sozusagen alle Pionierarbeit bei diesen neuartigen Tests an Schulen leisten müssen, aber wir werden dem selbstverständlich nachgehen und dies auch noch mal kurzfristig mit den Schulleitern auswerten.“
Fehlerquelle ausschließen
Mindestens 30 Minuten vor dem Test sollte man nichts gegessen haben, keine Zähne putzen, keinen Kaugummi kauen, nicht rauchen oder Bonbons lutschen, weil dies sonst das Ergebnis beeinflussen und unter Umständen auch zu falsch positiven Ergebnissen führen kann. „Das müssen wir noch einmal stärker kommunizieren“, kündigt Greiser an. Insgesamt gab es in den Schulen bisher 21 positive Schnelltestergebnisse, drei davon wurden bislang mittels PCR-Test bestätigt, ein PCR-Ergebnis steht noch aus. „Das Ergebnis ist auch durchaus nachvollziehbar“, sagt Greiser. „Die Tests haben eine Sensitivität von 100 Prozent, das heißt, es ist extrem unwahrscheinlich, dass ein infiziertes Kind nicht erkannt wird.“ Die Spezifität liege dagegen nur bei rund 90 Prozent, das heißt, dass es einigen Fällen zu falsch positiven Schnelltestergebnissen kommen kann“, so Greiser. „Wir werden daher in der kommenden Woche in der Ferienbetreuung bei einem positiven Schnelltest zunächst einen zweiten Schnelltest durchführen lassen, bevor Isolierungsmaßnahmen erfolgen und Eltern ihre Kinder abholen müssen.“