Die Afrikanische Schweinepest (ASP) bedroht die Wild- und Hauschweinebestände in Deutschland. Aktuell tritt die Tierseuche bereits nachweislich in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen auf. Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen beschäftigt sich seit Längerem intensiv mit dieser Problematik, um bei einem möglichen Ausbruch im Landkreisgebiet bestmöglich gewappnet und vorbereitet zu sein. In der Jagdbehörde koordiniert Michael Krause seit Ende letzten Jahres die Maßnahmen. Im Interview erklärt er den Präventionsansatz der Kreisbehörde.
Herr Krause, Sie sind als neuer Sachbearbeiter im Fachdienst Ordnung und Straßenverkehr schwerpunktmäßig für das Thema Afrikanische Schweinepest zuständig. Stellen Sie sich auf ein arbeitsreiches Jahr 2021 ein?
Nach anderthalb arbeitsreichen Monaten kann ich sagen, bei dem Aufgabenumfang kommt man ganz schön ins Rotieren. Und da reden wir aktuell nur von Prävention und Vorbereitung.
Worin genau besteht Ihre Aufgabe?
Momentan sind wir dabei, dem vorzubeugen, was da hoffentlich nicht auf uns zukommt. Es gibt ja Abschussprämien beim Land oder Zuschüsse für den Hundeeinsatz, doch die Antragsstellung ist mit viel Bürokratie verbunden. Wir wollen den Jägern dabei helfen, die bisher bereits vorhandenen Förderungsmöglichkeiten besser zu nutzen, aber auch die Anreize zur erhöhten Schwarzwildbejagung in vielfältiger Weise auszubauen. Beispielsweise versuchen wir eine zusätzliche und ergänzende Vermarktungsschiene für das erlegte Schwarzwild zu entwickeln.
Sie sind also auch ein Bürokratiemanager?
Naja, wir können Bürokratie an der Stelle schlecht abbauen, weil es ja Landesförderungen sind, aber wir können maßgeblich unterstützen. Das ist unser Ziel. Wir wollen die Jäger gerne auch an die Hand nehmen und ihnen die Antragstellung so einfach wie möglich machen.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Ich berate telefonisch und beantworte Fragen, schaue bei Bedarf gerne auch noch mal über die Anträge drüber und prüfe, ob alles richtig ausgefüllt ist. Gerade für ältere Jäger ohne entsprechende Technik bieten wir als Service an, postalisch zugesandte Anträge Korrektur zu lesen, eventuell fehlende Unterlagen zu ergänzen und dann den gesamten Antrag an die zuständige Landesbehörde weiterzuleiten. Auch persönliche Termine sind im Rahmen einer vorherigen Terminvereinbarung unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften möglich. Aber das ist nicht der einzige Anreiz, den das Landratsamt mithilfe eines richtungsweisenden Kreistagsbeschlusses setzt, um Jäger zum Wildschweinabschuss zu bewegen.
Sie spielen auf die kostenfreie Trichinenuntersuchung an, die in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt angeboten wird?
Genau. Durch den Wegfall der Gebühr wollen wir einen weiteren Impuls geben, den Bestand noch aktiver zu bejagen. Auch sonst arbeiten wir sehr eng zusammen, um Prävention zu betreiben und um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Wir tagen regelmäßig im Tierseuchenkrisenstab behördenübergreifend und tauschen neueste Erkenntnisse aus und aktualisieren stetig unsere Konzepte. Im vergangenen Jahr haben wir in Zusammenarbeit mit der Jäger-, Forst-, und Landwirtschaft, mit Kommunen und weiteren Behörden eine große Zaunbauübung in Brotterode durchgeführt. Wenn ein Wildschwein an der ASP verendet, muss es sehr schnell gehen. Um den Fundort herum muss ein Wildabwehrzaun mit einem Radius von mindestens vier Kilometern errichtet und gesichert werden. Da sich vorhandene Wege und Straßenführungen zum Aufbau und zur Wildabwehr besonders eignen, gehen wir inzwischen von deutlich mehr als den zunächst veranschlagten 20 Kilometern Zaun aus. Aus der Vogelperspektive reden wir also eher über einen Stern mit Zacken, als über einen runden Kreis.
Eine logistische und personelle Herausforderung.
Auf jeden Fall! Landkreistag und Freistaat reden gerade über eine größere Lösung auf Landesebene, was die Zaunbeschaffung angeht. Eventuell werden wir aber auch selbst einen gewissen Basis-Bestand oder bestimmte Komponenten anschaffen, sodass wir eigenständig sind, wenn mehrere Fälle in Thüringen auftreten. Da sind wir gerade noch in der Prüfung.
Kommen wir zum Personal: Der Zaun muss innerhalb kurzer Zeit aufgebaut, regelmäßig bestreift, kontrolliert und bei Bedarf repariert werden – wie will das Landratsamt diesen Kraftakt sicherstellen?
Wir haben bei der Übung festgestellt, dass sich Teams aus unterschiedlichen Bereichen am besten ergänzen – also Behörden- und kommunale Bauhofmitarbeiter gemeinsam mit Partnern aus dem Forst- und landwirtschaftlichen Bereich. Wir arbeiten hier eng und sehr gut mit den Forstämtern, mit den Kreisjäger- und Hegegemeinschaften und dem Kreisbauernverband zusammen. Wir werden natürlich auch auf Polizei, Feuerwehrkräfte und vielleicht auch die Bundeswehr zurückgreifen müssen. Die zur Verfügung stehenden Kräfte werden aber vermutlich nicht reichen.
Wie wollen Sie Abhilfe schaffen?
Über die lokalen Medien, im Amtsblatt und Online haben wir einen großen Helferaufruf gestartet. Wir suchen Ehrenamtliche die uns im Ernstfall aber auch schon jetzt bei der praktischen Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen unterstützen.
Für welche Aufgaben kann man sich melden?
Das reicht von der Errichtung des Wildabwehrzauns und Beschilderung, der Kontrolle der entsprechenden Duftmittel zur Vergrämung, der Wartung und Reparatur der Zaunanlagen bis zu der Fallwildsuche oder –bergung. Die Abfrage richtet sich an Jäger, Landwirte, Hundeführer, aber auch freiwillige Helfer, die über besondere Ortskenntnis verfügen, sind von unschätzbarem Wert.
Wie kann man sich melden?
Wir haben auf der Internetseite des Landkreises eine Datenmaske zur Helferabfrage eingestellt. Hier können Interessierte ihre persönlichen Daten und die Bereiche eingeben, in denen sie uns gerne unterstützen würden. Zudem fragen wir auch die zeitlichen Verfügbarkeiten ab. Wir können so mit der entsprechenden Einwilligung der Helfer einen Helferpool anlegen, den wir für die bevorstehenden Aufgaben schulen und dann auch abrufen könnten. Die Einweisung und Instruktion in den einzelnen Bereichen erfolgt je nach Erfordernis gesondert – genauso wie dann im Ernstfall das Briefing für den Einsatz.
Genauso wie Speisereste restlos entsorgt werden sollen, muss auch der Wildaufbruch nach Jagden sofort und vollständig entsorgt werden. Auch hierfür hat der Landkreis ja ein innovatives Konzept entwickelt…
Ja, ich muss schon sagen, dass man sich im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sehr früh viele und weitreichende Gedanken gemacht hat.
Sie sprechen von den zentralen Sammelstellen für die sogenannten tierischen Nebenprodukten (TNP) von denen die erste im vergangenen Jahr in Floh-Seligenthal eröffnet werden konnte…
Ja, unter anderem. Den tierischen Nebenprodukten kommt eine große Bedeutung bei der Übertragung von infektiösen Tierkrankheiten zu. Daher stellt der Landkreis Schmalkalden-Meiningen derzeit die Tonnen für die tierischen Nebenprodukte an zentralen Stellen im Landkreis bereit und kümmert sich damit auch um die Entsorgung der Aufbrüche des erlegten Schwarzwildes. Mittlerweile haben wir vier zentrale Sammelstellen im Landkreis. Drei weitere TNP-Tonnen stehen zwischenzeitlich auch bei den Forstämtern im Landkreis, weitere TNP-Tonnen verleihen wir für Gesellschaftsjagden und lassen den Aufbruch auch kostenlos ordnungsgemäß entsorgen. Unser Ziel ist es, verendetes Schwarzwild, Aufbruch und sonstige relevante Abfallprodukte so weit wie möglich aus den Revieren heraus zu halten.
Sie waren bisher als Revierförster im Privatwald-Bereich tätig und sind also ein Mann der Praxis. Hat das Vorteile in der Zusammenarbeit mit Jägern und Förstern?
Der große Vorteil ist natürlich, dass man viele Personen aus der Praxis bereits kennt und selbst auch bekannt ist.
Der Landkreis wappnet sich für die Afrikanische Schweinepest (ASP)
– Jetzt Helfer werden
Im Fall eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Landkreis Schmalkalden-Meiningen müssen die Behörden schnell reagieren, um eine weitere Verbreitung der Tierseuche – insbesondere auch in Hausschweinbestände – zu verhindern. Dazu braucht das Landratsamt freiwillige Helfer für die Jagdintensivierung, die Fallwildsuche sowie den Aufbau und die Instandhaltung von Wildabwehrzäunen. Wer Interesse hat, die Behörden hier zu unterstützen, findet die Helferabfrage des Landratsamtes unter diesem Link. Das Formular zur Helferabfrage kann aber auch telefonisch oder per E-Mail angefordert werden und zwar bei:
Michael Krause
Sachbearbeiter Koordinierung Jagd/ASP
Landratsamt Schmalkalden-Meiningen
Fachdienst Ordnung und Straßenverkehr
Obertshäuser Platz 1
98617 Meiningen
Telefon: 03693 485-8160
Fax: 03693 485-8261
E-Mail: m.krause@lra-sm.de