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Praxistest: Landkreis wappnet sich für die Schweinepest

Knotengitterzaun oder Litzenzaun? Das war hier die Frage: Im Wald bei Brotterode-Trusetal probten Mitarbeiter des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen, des Veterinäramtes Gotha, der Kommunen Floh-Seligenthal und Brotterode-Trusetal, des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz einschließlich der Revierförster und Helfer des Kreisbauernverbandes am 18. November den Ernstfall: Ein infiziertes Wildschwein wird in der Inselbergregion gefunden – so das Szenario der praktischen Übung zur Afrikanischen Schweinepest (ASP). Im Ernstfall müsste hier ein Wildabwehrzaun mit einem Radius von rund vier Kilometern um den Fundort des positiv getesteten Tieres errichtet werden, um weitere mögliche infizierte Wildschweine in diesem Bereich zu halten. Da man sich an der natürlichen Wegeführung orientiert, wäre somit ein insgesamt 24 Kilometer langer Zaun notwendig, um eine weitere Verbreitung der Seuche zu verhindern. In Brandenburg und Sachsen, wo es bereits mehrere ASP-Funde gab, ist dieser Kampf längst Realität.

Zur Erinnerung: Die Tierseuche ist für den Menschen ungefährlich, das gilt auch beim Verzehr von belastetem Fleisch. Für Wild- und Hausschweine ist die ASP dagegen tödlich – gerade ein Eintrag in Hausschweinbestände soll deswegen mit allen Mitteln verhindert werden, da sonst die Keulung des gesamten Bestandes droht.

Um die Kernzone um das infiziertes Wildschwein einzugrenzen, gibt es mehrere Möglichkeiten. „Das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz hat zwei Zaunvarianten angeschafft: Den Knotengitterzaun und den Litzenzaun. Heute geht es darum, die Funktionalität beider Systeme zu prüfen und zu testen, wie die Aufbautrupps am besten zusammengestellt werden sollten“, erklärt Amtstierärztin Petra Hoffmann.

Bis 13 Uhr konnte das Ziel der Übung erreicht werden: Je einen Kilometer von beiden Zaun-Varianten aufzubauen sowie die Wildnetze und Litzen mit Strom und Vergrämungsmitteln zu versehen. „Wir haben einmal die Variante mit Solar- und einmal die Variante mit Batterieanschluss ausprobiert. Zudem hatten wir hier an der Brotteroder Reitbahn auch die Möglichkeit, einen Festnetzanschluss zu verwenden.“, sagt Hoffmann. Das Fazit zu den logischen Problemlösungen und zu den Aufbautrupps fiel positiv aus. „Wir haben sehr gut gewählte Teams aufgestellt – bestehend aus Landwirtschaft, Forst, Jägern, Bauhofmitarbeitern und sowie Vertretern der Veterinär- und Jagdbehörden“, lobte Hoffmann die Teilnehmer der Übung. Mit Akku-Schraubern und schweren Hämmern bewaffnet, brachten Sie alle 20 Meter auch sogenannte Vergrämungsmittel an. Dazu brachte Amtstierarzt Dr. David Sporn eine bauschaumähnliche Substanz, die nach einem Gemisch aus Mensch, Waschbär und Eukalyptus riechen soll, auf kleine Holzteilchen auf. Die Wildschweine sollen so auf Distanz gehalten werden.  Auch mit blinkenden LED-Lichtern will man das Schwarzwild nachts zurückschrecken. Hinweisschilder mit der Aufschrift: „Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen – Kerngebiet“ brachten die Übungsteilnehmer ebenfalls am Zaun an.

Foto: Viele Helfer und Verantwortliche waren im Einsatz, um den Ernstfall zu proben. (Foto: privat)

„Wir konnten heute wichtige Erkenntnisse gewinnen“, konstatierte die Leiterin des kreislichen Tierseuchenstabes, Vizelandrätin Susanne Reum, die sich wie Brotterode-Trusetals Bürgermeister Kay Goßmann ebenfalls am Zaunbau übte. „Wir haben festgestellt, dass sich die Knotenzäune eher auf Feld- und Flur eignen, die etwas teureren Litzenzäune eher im Gelände und im Wald. Wir überlegen, ob wir von beiden Varianten etwas anschaffen, um die 24 Kilometer – je nach Gelände – bestmöglich einzuzäunen“, sagte Reum nach der Übung. Der Praxistest wurde mit großem Medieninteresse begleitet. „Das heißt aber auch, dass wir Haushaltsmittel benötigen und mit unseren Kreistagsmitgliedern sprechen müssen“, so Reum. Zuvor will man aber mit dem TLV zu einer ausführlichen Auswertung zusammenkommen.  

Der praktische Teil folgte auf eine landesweite theoretische Tierseuchenkrisenübung zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) Mitte Oktober, an der alle Kreise beteiligt waren. Schwerpunkt dabei war unter anderem die Planung und Umsetzung eines Wildabwehrzauns.