Foto: Freuen sich bei der Verleihung des Thüringer Archivpreises: Landrätin Peggy Greiser (v.l.), Matthias Haupt, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Kreisarchivarin und Preisträgerin Angelika Hoyer, Laudatorin Dr. Hannelore Schneider, Dr. Jens Riederer (Vorsitzender Landesverband VdA) und Christina Halwas von der Thüringer Staatskanzlei.
Große Ehre für das Landratsamt: Das Kreisarchiv des Landkreises Schmalkalden-Meiningen hat am 14. Oktober unter strengen Hygienemaßnahmen den Thüringer Archivpreis erhalten. Der Thüringer Archivpreis wird vom Landesverband Thüringen im VdA in Verbindung mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgelobt und ist mit 5.000 Euro dotiert. Das Kreisarchiv, das seit vielen Jahren von Angelika Hoyer geleitet wird, hatte sich mit einer ganzen Reihe beeindruckender Visitenkarten für den Thüringer Archivpreis beworben. Immer wieder hoben die Redner und Laudatoren die hervorragenden Sonderausstellungen des Archivs hervor, die seit 25 Jahren tausende Besucher anlocken und regionale Geschichte greifbar machen.
Insbesondere die Sonderausstellung „Wahnsinn, Wende, Wiedervereinigung 1989/90 – Aufbruch und Begegnungen in den Grenzkreisen Meiningen und Rhön-Grabfeld“, die das Kreisarchiv organisierte und 2019 mit Podiumsdiskussionen öffentlich begleitete, begeisterte die Jury. Rund 1.000 Besucher schauten sich 30 Jahre nach der Grenzöffnung die 15 entstandenen Schautafeln und die vielen, von Bürgern eingereichten, Original-Zeugnisse im Landratsamt an. Heute stehen die geschichtsträchtigen Aufsteller als „Wanderausstellung“ für Schulen und weitere öffentliche Einrichtungen in beiden Landkreisen bereit.
„Das professionelle Engagement hat die Jury beeindruckt“, sagte Dr. Jens Riederer, der Vorsitzende des Landesverbandes im Verband der Deutschen Archivare (VdA). Und Matthias Haupt, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, ergänzte wenig später: „Die Jury war sich schnell einig.“ Das Wendejubiläum sei dem Kreisarchiv dabei zur Hilfe gekommen. Christina Halwas, die für Archive zuständige Referentin in der Thüringer Staatskanzlei, unterstrich die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit von Angelika Hoyer und ihrem Team. „Archive müssen auf sich aufmerksam machen“, sagte sie. Gerade in Zeiten, in denen historische Ereignisse und Fakten geleugnet würden, seien authentische Informationen wichtig, diese würden immer mehr zum Kapital. „Archive beherbergen den Gegenbeweis“, sagte Halwas.
Fast alle Redner bemühten das längst überholte Klischee vom verstaubten Archiv, dass gerade in Bezug auf das Meininger Kreisarchiv eine völlig unzutreffende Assoziation sei, wie Matthias Haupt von der Sparkassen-Kulturstiftung betonte. Laudatorin Dr. Hannelore Schneider, vormalige Leiterin des Staatsarchivs Meiningen sowie des Landeskirchenarchivs Eisenach, sagte: „Man könnte heute mit weißen Handschuhen durch das Archiv gehen und sie wären hinterher immer noch weiß.“ Aber auch im übertragenen Sinne sei das Kreisarchiv alles andere als verstaubt – nicht nur, weil es selbstverständlich längst im digitalen Informationszeitalter angekommen ist und mit hellen, freundlichen Räumen erstrahlt – auch weil das Kreisarchiv durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit seit Jahrzehnten die Menschen erreicht. „Das Kreisarchiv ist in aller Munde“, sagte Hannelore Schneider. Seit 25 Jahren werden hier sehr gute Ausstellungen entwickelt, die Sonderausstellung zum Wendejubiläum mit umfangreichen Recherchen habe diese Bemühungen gekrönt. Zudem lobte Schneider die archivpädagogische Arbeit des Angelika Hoyer und ihren Mitarbeiter, die sowohl Schulklassen als auch interessierte Bürgerinnen und Bürger regelmäßig durch das Untergeschoss des Hauses 3 im Landratsamt führen. „Archive sind heute wichtiger denn je“, sagte Schneider, „Ein Archiv ist immer am dichtesten dran an der Wahrheit.“ Archive seien geschützte Orte gegen die Erinnerungslosigkeit und Geschichtsvergessenheit. Den historischen Schatz, der hier in Meiningen liege, bedachte die leidenschaftliche Archivarin mit einem anschaulichen Vergleich: Allein die addierten Regalmeter seien genauso lang wie die Fahrtstrecke von Meiningen nach Einhausen – also rund acht Kilometer.
Auch Landrätin Peggy Greiser freute sich über die große Ehre für das Landratsamt. „Ich bin einfach unheimlich stolz auf unser Kreisarchiv-Team. Ich weiß, hier wird Hervorragendes geleistet.“ Die Geehrte selbst, Kreisarchivarin Angelika Hoyer, bedankte sich unter anderem bei ihren Vorgängern für das gute Fundament, bei aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern und vielen Unterstützern. Sie bezeichnete ihre Arbeitsstätte als Gedächtnis des Landkreises – „ein Archiv im Dienste der Bürgerinnen und Bürger”. Wie das Preisgeld verwendet werden soll, erklärte Hoyer ebenfalls: Hiermit möchte sie einen Bildbestand aus dem damaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) von 1952-1978 für das Archiv digitalisieren.
Musikalisch begleiteten Solisten des Mitteldeutschen Kammerorchesters mit Werken verschiedener Komponisten die Preisverleihung. Durch die Veranstaltung führte Theaterpädagogin Elke Büchner. Nach der Preisübergabe ludt die Rhön-Rennsteig-Sparkasse zum Empfang ein.
Hintergrund: Überzeugende Bewerbung für den Thüringer Archivpreis
Das Kreisarchiv hat sich mit einer ganzen Reihe beeindruckender Visitenkarten für den Thüringer Archivpreis beworben. Hervorzuheben ist dabei die Sonderausstellung „Wahnsinn, Wende, Wiedervereinigung 1989/90 – Aufbruch und Begegnungen in den Grenzkreisen Meiningen und Rhön-Grabfeld“, die das Kreisarchiv konzipierte, organisierte und 2019 begleitete. Rund 1.000 Besucher schauten sich 30 Jahre nach der Grenzöffnung die 15 entstandenen Schautafeln und die vielen, von Bürgern eingereichten, Original-Zeugnisse im Landratsamt an. Heute stehen die geschichtsträchtigen Aufsteller als „Wanderausstellung“ für Schulen und weitere öffentliche Einrichtungen in beiden Landkreisen bereit. Im Anschluss an die Preisverleihung können die Besucher die Ausstellung besichtigen
In Zusammenarbeit mit Bürgern der Landkreise Schmalkalden-Meiningen und Rhön-Grabfeld unter Leitung von Hanns Friedrich, Kreiskulturreferent des Landkreises Rhön-Grabfeld, organisierte das Kreisarchiv – begleitend zur Sonderausstellung – im Jahr 2019 mehrere Podiumsdiskussionen mit Zeitzeugen aus der Wendezeit. Doch damit nicht genug: Zusammen mit ihrem engagierten Mitarbeiter Tom Pleiner gestaltete Angelika Hoyer auch einen umfangreichen Begleitkatalog zur Sonderausstellung, der am 2. Oktober 2020 im Landratsamt vorgestellt wurde.
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