Am Rande der LOTTO Thüringen Schanzenanlage im Kanzlersgrund rieb sich so mancher Zaungast ungläubig die Augen. Nicht etwa, weil nach Wochen des Corona-bedingten Stillstandes endlich wieder Weitenflüge zu bestaunen waren, sondern vielmehr über die prominenten Akteure, die sich von der imposanten Sprunganlage des Zweckbandes Thüringer Wintersportzentrum gen Tal aufmachten. Kein Wunder: Karl Geiger, Markus Eisenbichler, Severin Freund und Co.– in kaum einem Weltcup-Team vereinen sich so viele renommierte Athleten, wie in der ersten Lehrgangsgruppe der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft. „Wir haben aktuell ein enorm starkes Team, das unter der Regie von Werner Schuster und seit der Vorsaison unter Leitung von Stefan Horngacher mehr und mehr gewachsen ist. Die erste Reihe besteht aus neun Springern, die sich aus dem Olympiakader und einem Teil des Perspektivkaders zusammensetzen“, sagt Teammanager Horst Hüttel und ergänzt: „Wenn man bedenkt, dass sechs von diesen Jungs bereits Weltcup-Springen gewinnen konnten, glaube ich nicht, dass es im internationalen Vergleich eine Mannschaft gibt, die aktuell besser aufgestellt ist.
Nur Freitag und Leihen fehlen
Ausruhen können und wollen wir uns auf dieser Tatsache allerdings nicht. “Während des viertägigen Oberhofer Trainingslagers konnte Bundestrainer Stefan Horngacher – bis auf Richard Freitag (Lehrgang) und den am Kreuzband verletzten Stephan Leyhe – aus dem Vollen schöpfen. „Wenn ich an das Weltcup-Springen 1991 denke, bei dem ich selbst noch gestartet bin, und jetzt sehe, was sich hier bewegt hat und aktuell bewegt, dann ist das schon sehr beachtlich“, sagt der gebürtige Österreicher.
Standort mit vielen Synergien
Horst Hüttel, der sich in der 2019 neu geschaffenen Funktion des Teammanagers zugleich hauptverantwortlich für die Herren-und Damenteams der Disziplinen Spezialsprung und Nordische Kombination zeigt, zieht ein positives Fazit: „Wie der Stützpunkt Oberhof jetzt aus Sicht Skisprung und Nordische Kombination dasteht, ist er grundsätzlich für alles geeignet und prädestiniert. Die Synergien sprechen für sich und wenn ich alleine die jetzigen Trainingsmöglichkeiten sehe, dann hält Oberhof tatsächlich alles vor, auf das es aus unserer Sicht ankommt.“ Doch ein Stützpunkt lebt neben der kontinuierlichen Trainingsarbeit in Nachwuchs-und Leistungskadern eben auch von Events – wie beispielsweise dem Sommer-Grand-Prix der Nordischen Kombinierer im Sommer 2019. „Die Rückkehr desGrand-Prix, der dieses Jahr leider der Corona-Entwicklung zum Opfer fällt, warein echter Gradmesser.Wir waren begeistert, wie gut er vom Thüringer Skiverband sowiedessen Vereinen und Helfern organisiert wurde. Genauso begeistert aber auch, welch‘ positive Wirkung und Begeisterung dieser mitsich brachte“, sagt Hüttel. „Es ist kein Geheimnis, dass wir uns Gedanken machen, hier auch wieder das ein oder andere Großevent im Winterzu installieren. Und auch in puncto Nachwuchs ist dem erfahrenen Sportfunktionär nicht bange. „Es gab auch andere Jahre, aber mittlerweile sind die Rahmenbedingungen wieder vorhanden. Von Seiten des Deutschen Skiverbandes ist es erwünscht und gewollt, dass sowohl Thüringer Sportler, aber auch Talente benachbarter Bundesländer am Stützpunkt Oberhof den nächsten Schritt machen“, so Hüttel.
Talentschmiede Wadeberg
Insbesondere die neue Oberhofer Jugendschanze (HS 70) am Wadeberg spielt dabei eine wichtige Rolle, um potenzielle Talente sukzessive an die im wahrsten Wortsinn großen Herausforderungen heranzuführen. Mit Felix Hoffmann (SWV Goldlauter), Justin Lisso (WSV Schmiedefeld), Justin Nietzel (Hinterzarten) und Paul Winter(Willingen), Spezialspringerin Pauline Hessler (WSV 08 Lauscha) sowie den aufstrebenden Kombiniererinnen Maria Gerboth (Schmiedefeld) und Emilia Görlich (Lauscha) trainieren vielversprechende Talente am Olympiastützpunkt Oberhof, denen durchaus der „große Sprung“ zugetraut wird. Bevor es soweit ist, heißt es jedoch trainieren wie die deutschen Adler, die zukünftig wohl noch mit somanch spektakulärerFlugshow für staunende Augen im Kanzlergrund sorgen werden.