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Gelungener Quereinstieg mit einem Paten an der Seite

Das Patenschaftsprojekt des Kommunalen Jobcenters im Landratsamt Schmalkalden-Meiningen führt auch in der Firma Werkzeug- &  Metallbau Mario Kuhn in Fambach zum Erfolg.

Mario Kuhn ist Chef der gleichnamigen Werkzeug- und Metallbaufirma in der Gemeinde
Fambach. Seine Auftragsbücher sind voll. Das stimmt den gelernten Werkzeugmacher optimistisch und motiviert ihn zu Erweiterungsplänen. Derzeit beschäftigt er sieben Arbeitnehmer, die überwiegend an Dreh- und Fräsmaschinen Metall verarbeiten. Nun soll eine Lagerhalle gebaut werden. Zwei zusätzliche Mitarbeiter würde der Firmeninhaber zudem gerne einstellen. Einziger Knackpunkt: Geeignete Arbeitskräfte auf dem regionalen Arbeitsmarkt, die selbstständig und fachlich versiert an den Maschinen arbeiten und die Aufträge fristgerecht erfüllen, sind rar gesät.

„Die aktuelle Situation ist nicht einfach“, sagt der Firmenchef den Mitarbeitern des Arbeitgeber-Services bei einem Außendienst-Termin vor Ort. „Sie ist längst nicht mehr vergleichbar mit früher, als sich noch genügend Fachkräfte der Metallverarbeitung im Betrieb bewarben.“ Nunmehr gelte es, andere Wege einzuschlagen, um neue Mitarbeiter zu finden.

Unternehmer Mario Kuhn (r.) kann sich auf Alexander Höft vom Arbeitgeber-Service des Kommunalen Jobcenters verlassen. Der Sachbearbeiter vermittelt dem Betrieb passende Teilnehmer für das Patenschaftsprojekt. Zwei Quereinsteigerinnen fanden bereits eine Festanstellung. Foto: LRA/Scholze

Der 49-Jährige Mario Kuhn scheut diese keineswegs, auch wenn sie Geduld sowie Mühen abverlangen und Enttäuschungen nicht ausbleiben. Die jüngsten Erfolge aber geben dem Unternehmer recht. In enger Zusammenarbeit mit Alexander Höft, Sachbearbeiter im Arbeitgeber Service des Kommunalen Jobcenters im Landkreises Schmalkalden-Meiningen, konnte er über das Patenschaftsprojekt zwei Arbeitnehmerinnen gewinnen, die er nun nicht mehr hergeben möchte. „Ich bin sehr zufrieden. Die beiden machen ihre Arbeit sehr gut. Sie denken mit und passen bestens ins Team“, lobt der Chef Jennifer Hötzel und Stefanie Meyer. Die beiden arbeiten nun als Teilezurichterinnen und sind seit kurzem für 35 Wochenstunden im Betrieb tätig.

Zwei Arbeitnehmerinnen gewonnen

Mit dem Patenschaftsprojekt war es den Arbeitnehmerinnen ermöglicht worden, während der dreimonatigen Testphase den Betrieb und den Arbeitsplatz kennenzulernen. Der Chef selbst stand ihnen als Pate zur Seite. Er begleitete sie bei ihren ersten Schritten, erklärte ihnen die Arbeitsabläufe und war Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.

Stefanie Meyer an der Bohrmaschine. Sie bearbeitet Kettenlaschen. Foto: LRA/Scholze

Stefanie Meyer startete als Quereinsteigerin einen beruflichen Neuanfang in dem metallverarbeitenden Betrieb. Die gelernte Bürokauffrau steht an der Bohrmaschine und bohrt Löcher in Kettenlaschen. Nein, sie habe sich das nicht träumen lassen, mal in einer Werkhalle zu stehen und Maschinen zu bedienen. Zu ihrem 30. Geburtstag, erinnert sie sich lächelnd, hatte sie bei  Mario Kuhn das Vorstellungsgespräch. Das Patenschaftsprojekt habe ihr gut getan. Sie hatte Zeit, sich an ihrem neuen Arbeitsplatz einzugewöhnen, die völlig neuen Aufgaben zu erlernen. Ihr neuer Chef gab ihr die Chance und unterstützte sie. Stefanie Meyer ist dankbar, fühlt sich sichtlich wohl an der Werkbank.

Jennifer Hötzel bedient die Drehmaschine und fertigt Metallteile für Recyclinganlagen. Sie arbeitet völlig eigenständig die Aufträge ab. Die Handhabung der Maschine erlernte sie während der Zeit des Patenschaftsprojektes. Foto: LRA/Scholze

Jennifer Hötzel hatte es ein klein wenig einfacher. Sie verfügte zumindest über Grundkenntnisse in der Metallverarbeitung als sie in den Betrieb kam. Sie ist gelernte Maschinen- und Anlagenführerin. Heute steht sie an einer stattlichen Drehmaschine, bestückt diese mit massiven Metallteilen. Sie bedient das Drehrad, achtet auf die Computeranzeige, kontrolliert regelmäßig und sorgfältig die Maße mit dem Messschieber und fertigt auf diese Art völlig eigenständig Lagergehäuse für Recyclinganlagen an. Sie ist froh, am Patenschaftsprojekt, das ihr letztendlich den Arbeitsplatz bei Werkzeug- & Metallbau Kuhn sicherte, teilgenommen zu haben. „Jennifer bringt mittlerweile die volle Leistung und sie wird jeden Tag besser!“, betont Mario Kuhn.

Die Lagergehäuse für Recyclinganlagen fertigte Jennifer Hötzel an der Drehmaschine an. Foto: LRA/Scholze

Jeden Tag besser

So reibungslos wie bei den beiden Frauen lief es nicht immer ab, berichtet er weiter. Andere Teilnehmer warfen das Handtuch während des Praktikums, sie schafften es nicht, den Anforderungen im Werkstattalltag gerecht zu werden. Da konnte auch der geduldige Chef nichts mehr ausrichten. Seinem Optimismus tat das aber keinen Abbruch. Momentan betreut er wieder einen Teilnehmer, der über das Patenschaftsprojekt bei ihm im Betrieb die Testphase absolviert. Wenn er sich anstrengt und sich weiter öffnet, hat er gute Chancen, eine Festanstellung zu erhalten.

Zu Beginn des neuen Jahres erhält ein weiterer Bewerber die Chance sich zu beweisen.

Einmal im Monat kocht seine Frau für die Betriebsbelegschaft Mittagessen, erzählt Unternehmer Mario Kuhn abschließend. „Dann sitzen wir alle zusammen und lassen es uns gemeinsam schmecken.“ Man glaubt ihm, wenn er sagt, dass ihm seine Belegschaft wichtig ist. Das Patenschaftsprojekt des Kommunalen Jobcenters des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen hat seinem Betrieb Erfolg gebracht.

Zum Projekt Patenschaften:

Der Startschuss für das Projekt fiel im August 2014. Nunmehr, nach mehr als drei Jahren intensiver Arbeit, kann heute resümiert werden: Das von Landrat Peter Heimrich und vom Kommunalen Jobcenter des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen initiierte “Modellprojekt Patenschaften” ist auf Erfolgskurs.

Menschen mit längeren Brüchen in der Erwerbsbiografie haben es oft schwer, wieder in einem Unternehmen Fuß zu fassen. Ziel des Modellprojektes ist es einerseits, langzeitarbeitslosen Männern und Frauen in Arbeit zu verhelfen und andererseits dem Fachkräftemangel in der Region entgegenzuwirken.

Zahlreiche Betriebe des Landkreises Schmalkalden-Meiningen nutzten in den vergangenen Jahren das Beratungsangebot der Mitarbeiter des Arbeitgeber-Services im Jobcenter und entschieden sich für die Teilnahme am Modellprojekt Patenschaften. Unternehmer der verschiedensten Gewerke nahmen sich langzeitarbeitslosen Menschen an und arbeiteten sie in ihren neuen Aufgaben ein. Zwar führten nicht alle Aktionen schlussendlich zu einer Festanstellung. Manche Anstrengungen waren umsonst. Die meisten Erwerbslosen aber erkannten ihre Chance und bewährten sich in der praktischen Testphase am Arbeitsplatz. Sie unterschrieben am Ende ihren Arbeitsvertrag. Allein in diesem Jahr konnten elf von sechzehn Projektteilnehmern in ein Beschäftigungsverhältnis gebracht werden – eine Erfolgsquote von rund 69 Prozent.