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Besuch im „Gedächtnis“ des Landkreises

In Begleitung der Ausbilderin Sigrid Mayfarth und der Sozialpädagogin Monique Zellin besuchten kürzlich zehn Projektteilnehmer vom „Bildungsträger Meiningen e.V.“ das Kreisarchiv im Landratsamt Meiningen. Zunächst wurden Sie von der Kreisarchivarin Angelika Hoyer und der Auszubildenden Anne-Kathrin Klinger im Lesesaal herzlich begrüßt. Von der Kreisarchivarin erhielten die Gäste einen Einblick hinter die Kulissen eines kommunalen Archivs in Zeiten der Digitalisierung. Und der ist wahrlich imposant: Der Gesamtumfang des Kreis- und Behördenarchivs sowie des Krankenblattarchivs beträgt ca. 7.640 Laufmeter Akten und Sammlungsgut.

Die Besucher merkten schnell: Das Kreis- und Behördenarchiv ist keineswegs langweilig, staubig und kalt. In einem modernen, freundlichen Büro- und Magazinbereich werden die unzähligen Akten aller Fachbereiche/Fachdienste sowie Aktenbestände von 71 Gemeinden des Altkreises Meiningen vor 1990 gelagert und mit Unterstützung modernster Technik verwaltet. Gegenstand des Archivs ist das gesamte Schrift- und Sammlungsgut (Drucke, Bilder, Plakate, Audiodokumente) des Landratsamtes. Ziel der Archivierung ist die dauerhafte Zugänglichkeit von Informationen für die Öffentlichkeit. Bis heute hat das seit 1954 bestehende Kreisarchiv eine wechselvolle Geschichte erlebt. Dennoch hat es seinen Platz als kommunales Archiv des Landkreises bis zur Gegenwart behauptet. Auch ist im gleichen Archivbereich ein Krankenblattarchiv integriert, da der Landkreis Schmalkalden-Meiningen Rechtsnachfolger der aufgelösten Meininger Kliniken gGmbH ist.

Das Kreisarchiv ist daher verpflichtet, alle bis 1994 existierenden Patientenunterlagen zu übernehmen, zu erschließen und der Öffentlichkeit unter Beachtung des Thüringer Datenschutzgesetzes zugänglich zu machen.

Zu Besuch im Kreisarchiv: Projektteilnehmer des „Bildungsträgers Meiningen e. V.“ waren kürzlich mit Ausbilderin Sigrid Mayfarth (3.v.r.) und Sozialpädagogin Monique Zellin (6. v.l.) zu Besuch bei Kreisarchivarin Angelika Hoyer (7. v.l.) und der Auszubildenden Anne-Kathrin Klinger (9. v.l).

Insgesamt vier engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verwalten die Bestände und Sammlungen, um den Bürgern des Landkreises bei rechtlichen und persönlichen Belangen unterstützend zur Seite zu stehen. Stark nachgefragt werden von der Öffentlichkeit u.a. Bauakten vor und nach 1994, Schulabschlusszeugnisse für die Kontenklärung bzw. für Bewerbungen,  Facharbeiterzeugnissen aus der Kaufmännischen- und gewerblichen Berufsschule in Meiningen sowie Steuerakten selbstständiger Betriebe vor 1990. Auf Anfrage erfolgen auch zu Haus- und Grundstücksangelegenheiten Recherchen durch die Kreisarchivarin. Auch Ortschronisten aus den Gemeinden des Kreises sichten im Rahmen der Heimatforschung die Archivalien des Kreisarchivs. Familienforscher gehören ebenfalls zum Kreis der Nutzer. Von ihnen wird u.a. die „Einwohnermeldekartei des Volkspolizeikreisamtes Meiningen“ stark frequentiert.

Ebenso erläuterte Kreisarchivarin Angelika Hoyer, dass die Akten des Behördenarchivs nur den Mitarbeitern des Landratsamtes intern zur Ausleihe und Einsichtnahme bereitgestellt werden.

Im Vorfeld der gewünschten Archivführung wählte Hoyer interessante Chroniken, Gesetzesblätter, Zeitungen und Sammlungsgut aus den Beständen des Archivs aus und präsentierte die Fundstücke auf einem großen Aktenwagen. Bis dahin, so das Ergebnis der Nachfrage von Angelika Hoyer, hatte noch keiner der jungen Besucher ein Archiv besichtigt. Als die Besucher anschließend zum Weg in die sechs Magazinräume im Archivflur an der großen Ausstellungsvitrine vorübergingen, bewunderten sie die wertvolle, im Jahr 2006 restaurierte Lutherbibel aus dem Jahr 1670. Von großem Interesse waren auch zahlreiche Sprüche aus der Feder des Reformators Martin Luther, die neben der Vitrine aus einer Blechkiste zur Mitnahme bereitlagen. Manch einer griff hinein und schmunzelte vor sich hin (siehe Foto 2).

Griff in die Spruchsammlung des Reformators Martin Luther

Im Magazinbereich angekommen, fesselte der erste große Magazinraum mit seinen über
2 Meter hohen Rollregalen die Blicke der Besucher sowie der drei Bibliotheksbestände. Wer Lust hatte, konnte die Griffräder der gefüllten Regale drehen und diese hin und her bewegen.

Ein Blick in die Regale, gefüllt mit unzähligen Zeitungsbänden, fand großes Interesse. Mittlerweile sind diese auf 661 Mikrofilmen gesichert. Auch die Amts- und Gesetzessammlung beeindruckte die Gäste. Gerne beantwortete Kreisarchivarin Angelika Hoyer die vielen Fragen zu den drei Bibliotheksbeständen und der Kartensammlung ausführlich.

Der nun folgende Besuch im Fotoarchiv, versetzte die Besucher erneut ins Staunen. In über 100 Fotoboxen lagern  weit über Fünfzigtausend Bilder aus den 71 Gemeinden des Altkreises Meiningen sowie der Stadt Meiningen. Die Bildbeschreibungen stehen dem Archivnutzer auch hier neben den Fotos nach einer PC-Erfassung zur Verfügung.

Ein Streifzug durch das Krankenblattarchiv gab einen Einblick in die Regale und auf die Geburten-, Aufnahme- und Operationsbücher des Meininger Krankenhauses vor 1990.

Praktikantin Alisja Wehrhahn während der Eingabe der Plakate für die Plakatsammlung des Kreisarchivs

Zurück im Lesesaal, erläuterte die Praktikantin des Bildungs-Centers Südthüringen e.V. Zella-Mehlis, Alisija Wehrhahn, wie die Eingabe von Plakaten in eine spezifische Archivsoftware erfolgt.

Apropos Digitalisierung: Angelika Hoyer erläuterte auch die Funktion des Reader-Printer-Lesegerätes im Lesesaal. Das neue Gerät erlaubt dem Archivbesucher die Recherche in Akten und Zeitungen beziehungsweise deren Kopien. Auf bisher 713 Mikrofilmen ist u.a. der Aktenbestand „Kreistag und Rat des Kreises Meiningen“ in einem ersten Teilabschnitt verfilmt. Da unzählige Akten und Zeitungen auf Mikrofilm gespeichert sind, können diese hiermit lesbar gemacht werden. Ziel der Verfilmung besteht u.a. darin, die Originale zu schonen.

Abschließend präsentierte die Kreisarchivarin die alte Dorfordnung der Gemeinde Bettenhausen aus dem Jahr 1517 vor und nach der Restaurierung. Diese Archivquelle  ist der älteste Nachweis aus dem großen Schatz der Gemeindebestände.

Ein interessanter Ausflug ging nun zu Ende. Die Teilnehmer der Archivführung  und deren Ausbilderin und Sozialpädagogin bedankten sich bei Frau Hoyer und Frau Klinger für diesen Nachmittag.